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Die Religion als Teufelskreis

Die Religion als Teufelskreis
Das menschliche Sicherheitsbedürfnis hat in der Geschichte immer wieder zeitweilige Befriedigungen in  Religionen gefunden; diese erweisen sich jedoch in der Praxis zwangsläufig als falsch und zunehmend verhängnisvoll, denn alle, die glauben, die letzte Antwort, die endgültige Lösung, die ultimative Wahrheit gefunden zu haben, begründen hieraus zeitnah einen universellen Geltungsanspruch (wie die Naturgesetze in der Physik) und fühlen sich hierdurch für die praktische Umsetzung ihrer Lehre zu Methoden berechtigt, die den guten und richtigen Ideen und lauteren Absichten fundamental widersprechen. Waren ursprünglich gegenseitiger Respekt, freundlicher Umgang und völlige Gewaltlosigkeit zur Erlangung des Weltfriedens und der ewigen Glückseligkeit die Grundpfeiler einer Lehre, so tritt bald an die Stelle der redlichen Bemühungen und des hoffnungvollen Erwartens die gegenteilige Praxis.
Die Eigenwahrnehmung der Menschen als getrennte Wesen und der daraus erwachsende Anspruch auf Individualität lässt sich nicht durch einen von Aussen aufgezeigten oder aufgezwungenen Weg heilen und überwinden, sondern nur durch das innere Erlebnis der Einheit und Verbundenheit mit allen lebenden Wesen, ja, mit dem ganzen Universum.
Bei Religionen kommt noch die Unfähigkeit zur Selbstkritik, zur Modernisierung und zum Fortschritt hinzu, die den Mangel an Offenheit gegenüber neuen Einsichten und Erkenntnissen begründet; verbunden mit der o.g. Notwendigkeit zur  Abweichung von den Prinzipien führte das in der gesamten Menschheitsgeschichte immer wieder zu verhängnisvollen Konsequenzen.
Die Fähigkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen und besseren Einsichten folgen zu können, scheitert mithin an der Grundidee einer Religion, die aus Prinzip unfähig ist, dieses zu tolerieren, denn
're-ligio' bedeutet 'Rück-Bezug'.
Der Glaube an 'die eine wahre Lehre' verwehrt jede noch so heilsame Selbstkritik und führt so zwangsläufig dazu, dass 'die Anderen', die entweder anderen Lehren folgen oder die eigene Lehre zu oberflächlich praktizieren, zum Problem werden.

Das Verhängnis liegt darin, dass von guten Prinzipien wie Freundlichkeit, Gewaltlosigkeit, Respekt, Ehrlichkeit usw. zur Erreichung der höheren Ziele abgewichen wird. Sie werden zunächst zeitweise und teilweise ausser Kraft gesetzt, was sich dann als unzureichend erweist, weil entweder keine Besserung eintritt bzw. die Veränderung zum Guten zu langsam vonstatten geht, was zur Verstetigung der ausnahmsweisen Abweichungen führt. Plötzlich muss die Lüge dazu dienen, andere zur Ehrlichkeit zu erziehen, die Gewalt muss zur Erreichung von Gewaltlosigkeit herhalten usw. und schon sind wir bei Konzentrationslagern für die eigenen Unwilligen und Kriegen gegen die Ungläubigen. Leider werden durch diesen Prozess immer wieder Lüge, Krieg, Folter usw. zur Regel und die Mehrheit der Gesellschaften trägt dieses jeweils mit.

Kurzer Exkurs: In der Linguistik nennt man soetwas 'kein-echter-Schotte-Argument' und ist ein infiniter Regress (Endlosschleife, Teufelskreis). Die Behauptung ist, 'die Schotten essen ihren Haferbrei ohne Zucker'; haben sie dennoch Zucker verwendet, sagen die  anderen, dies seien 'keine echten Schotten'. Am Ende essen dann doch alle Schotten ihren Haferbrei mit Zucker und bezeichnen sich gegenseitig als 'keine echten Schotten'.
Gandhi brachte dieses Verhalten auf die kurze Formel, dass die Regel 'Auge um Auge' nur dazu führe, dass es am Ende nur noch Blinde gibt.

Alle Religionssysteme haben mit diesen Teufelskreisen eine Jahrtausende lange Blutspur hinterlassen.

Zum Abschluss ein wenig Philosophie aus der Zeit des Beginnes der Aufklärung; Voltaire 1763 (es geht übrigens um einen Konflikt zwischen Christen):

'Die Religion ist keine bekömmliche Nahrung für solche verseuchten Seelen; in den infizierten Gehirnen wird sie zum Gift. Solche Leute sind überzeugt, dass der Geist, von dem sie besessen sind, über den Gesetzen steht. Was soll man einem Menschen entgegenhalten, der sagt, er wolle lieber Gott als den Menschen gehorchen, und daher überzeugt ist, in den Himmel zu kommen, wenn er einem den Hals abschneidet?'
(Über die Toleranz)

Kommentare

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Alemanne 25.07.2020 20:56
Dem ist nichts hinzuzufügen, aber mal eine ganz banale Frage. Calvin stammt dieser Text aus deinen geistigen Schöpfungen oder ist der Urheber ein anderer? 🤔
 
Calvin 25.07.2020 22:31
Geistige Schöpfung ist vielleicht etwas hochgegriffen. Ich habe während des Philosophiestudiums ein ähnliches Referat geschrieben und das hier ist die vereinfachte und verkürzte Version davon.
Vielen Dank für Dein Kompliment und Deine Zustimmung jedenfalls.
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 06:05
Virus Religion - Ein Kommentar von Dave Brych
https://www.youtube.com/watch?v=1MU958VD0Ww
 
Calvin 26.07.2020 09:19
Ich halte ja den Glauben an den Staat, den Staatismus, für die gefährlichste aller Religionen. So, wie Nietzsche schrieb: Der Staat ist das kälteste aller kalten Monster, und was er auch hat, gestohlen hat er es und die Lüge kriecht aus seinem Maul!

“Die ‚Mächtigen‘ spielen keine Rolle. Sie sind der Mehrheit hoffnungslos unterlegen. Die eigentliche Macht wird von denjenigen ausgeübt, die die ‚Mächtigen‘ legitimieren. Es sind die vielen Menschen, die in blinder Obrigkeitshörigkeit ihre Stimme abgeben und anschließend stumm zusehen, wie in ihrem Namen Leid und Elend verbreitet werden.
Die meisten haben dabei nicht einmal ein ungutes Gefühl. Viele applaudieren auch noch und verteidigen die Verbrechen, die Staat und Regierung in ihrem Namen begehen.
Das Problem sind nicht die Regierungen und die Politiker, sondern es sitzt zwischen Deinen Ohren!“ (Larken Rose)
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 10:49
Was wäre die Alternative zum Staat? 
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 11:22
wohl eine Art Gemeinschaft... die auch nicht ohne Fügungsriege und Regeln auskommen wird.
oder "verwaltet" sich jedeR selbst?
 
Calvin 26.07.2020 11:31
Die Alternative zu allen äusserlichen Beherrschungsstrukturen ist die Menschenwürde - wenn man sich Gedanken darüber macht und eine Vorstellung davon entwickelt, was man für eine/r sein möchte.
Regeln müssen von unten kommen und können nicht von oben in pseudoreligiösen Ritualen über Menschen beschlossen werden.
Behalten wir einfach die Verwaltung und die Organisation der Infrastruktur und schaffen die schädlichen Regierungen ab!
 
Calvin 26.07.2020 11:35
Wozu 'Führungsriege'? Wer braucht Anführer? Wir brauchen endlich einmal ein paar wirklich kompetente Leute für die Organisation und nicht immer Betriebswirte und Juristen, die vom Staatswesen und Organisation und Wirtschaft nichts verstehen, wie sie wohl bisher eindrucksvoll bewiesen haben!
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 11:43
Ich verstehe die Utopie nicht ganz und frage mich auch, ob sie funktioniert. 
Infrastruktur behalten und Regierung abschaffen heißt? Also wie sieht das konkret aus? 
Und das größte Problem sehe ich darin, dass allein schon der Begriff "Menschenwürde" auf so unendlich viele Arten zu definieren ist. 
Es werden nicht alle die gleiche Ansicht haben, was darunter fällt. Weil jeder völlig andere Voraussetzungen hat. 


Was allgemeine Regeln des Zusammenlebens angeht, gibt es eine Art Grundkonsens, dem ja irgendwie alle zustimmen (der übrigens stark an den 10 Geboten orientiert ist), aber dennoch halten sich nicht alle daran. Weil es menschlich ist. 
Ich glaube fast jeder würde sagen, dass stehlen falsch ist und ich glaube, fast jeder hat schon mal etwas geklaut.. 
Wie wird zum Beispiel damit in einer regierungslosen Gesellschaft umgegangen? 
Oder eben mit anderen Straftaten?

So, wie du es schreibst, kann ich mir wenig drunter vorstellen, vielleicht kannst du es konkretisieren? 
 
Calvin 26.07.2020 12:07
Klar, gerne:
Es geht mir nicht darum, die bestehende Ordnung abzuschaffen, sondern den nutzlosen Debattierclub in Berlin. Diese Leute sind nur dazu da, uns die Forderungen der Machtelite (Finanzmafia, weniger als 0,1% der Bevölkerung) aufzudrücken. Das Machtinstrument ist die Wirtschaft und das Argument die Staatsschulden. Alle Menschen arbeiten und erschaffen immer mehr und die Staatsschulden steigen dennoch ständig. Diese Unsinnsregierungen sind bei den Eigentümern der Staatsschulden (den Banken, bzw. Eigentümern der Banken) angeblich immer tiefer verschuldet, weil diese Mafiosi immer mehr Zinsen verlangen, als alle Menschen erarbeiten können. Sagen wir den Bankeigentümern endlich, dass sie sich ihre Schuldscheine irgendwo hinstecken können (wo die Sonne nicht hin scheint).
Wie Regeln vom Volk ausgehen und beschlossen werden hat Jürgen Habermas in seiner Diskurstheorie dargelegt.
 
Calvin 26.07.2020 12:18
Echte Wirtschaftsfachleute wie z.B. Heinz Josef Bontrup und Heiner Flassbeck haben eindrucksvoll vorgerechnet, wie eine fair organisierte Wirtschaft funktionieren könnte: Wenn wir nur die weniger als 0,1% Machtelite, die Milliardäre abschaffen würden und die Wohlhabenden und Unternehmer ihre Steuern bezahlen würden, könnten die abhängig Beschäftigten sofort ein Drittel mehr verdienen und müssten ein Drittel weniger arbeiten; dadurch würden natürlich die Marktpreise für quasi alles um etwa gut die Hälfte fallen.

Was würde es den 99,9% gut gehen und wie würde die Welt aussehen, wenn wir nur die weniger als 0,1% Parasiten loswerden könnten und die bestehenden Steuergesetze für alle durchgesetzt würden!
 
sophi1 26.07.2020 12:23
Was für ein interessanter Blog!
Danke!
Ich bin nicht so gut im Formulieren, trotzdem möchte ich zwei Aspekte anschneiden.
Es kann nicht ohne System .
funktionieren.
Der Mensch ist von Naturgesetzen abhängig, ja ein Teil derer. Und da gilt, der Stärkere setzt sich durch. Und das gilt mMn in allen Bereichen va für das Zusammenleben. Stellt euch nur mal das Chaos vor ohne Richtlinien fürs Zusammenleben.
Es gibt eine große blinde Masse.

Glaube, nicht Religion, kann mE hilfreich sein, bei allem Ungewissen, Neuen  und auf dem heutigen Wissensstand für uns nicht Erklarbaren sei es die Geschichte der Erde, der Entwicklung des menschlichen Wissens oder gar das Universum.
 
 
LukeFR 26.07.2020 12:27
"(der übrigens stark an den 10 Geboten orientiert ist)"

Dem ist zum Glück nicht so.
- Wir haben Religionsfreiheit (Gebote 1+2).
- Ich kann flochen, so viel ich will (Gebot 3).
- Ich habe heute schon was gearbeitet, ohne verhaftet worden zu sein (Gebot 4).
- Warum sollte man schlechte Eltern ehren (Gebot 5)?
- Ehebruch ist ebenfalls nicht strafbar (Gebot 7).
- Wen ich worum beneide und was ich begehre geht niemanden etwas an. Die Gedanken sind frei (Gebote 9 + 10).

Alles was jetzt noch übrig bleibt, sind "Du sollst nicht morden" und "Du sollst nicht stehlen". Und um darauf zu kommen, braucht man jetzt echt keine 10 Gebote...
 
LukeFR 26.07.2020 12:27
flochen = fluchen
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 12:32
Leider ist mir noch immer nicht ganz klar, wie es funktionieren soll, ohne dass - mindestens eine Gruppe eine Art Verantwortung übernimmt. 
Wie wird das Staatsvermögen verwaltet? 
Habermas ist zweifelsohne interessant in dem Kontext, aber es ist eben eine sehr ideale Vorstellung, die meiner Meinung nach an der Realität scheitert.
Vernunft und Rationalität als Grundlage für alles Handeln kann nicht funktionieren, weil der Mensch mehr ist, als vernünftig und rational - zum Glück! 
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 12:34
@Luke, du hast eindeutig Recht. Ich hab tatsächlich nur an die beiden gedacht 😄
Ich ziehe den Teilsatz zurück. Ich bin auch selber völlig unreligiös 😄
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 12:44
Und wie schafft man Milliardäre ab? Menschen als Parasiten zu bezeichnen, finde ich grundsätzlich schwierig. 
Es gibt auch Menschen, die mich als solche bezeichnen würden, da ich "vom Staat lebe". 
Ich finde, das ist auch keine gute Basis für eine bessere Gesellschaft, wenn man davon ausgeht, bestimmte Menschen könnten Parasiten sein. 

Und du schreibst weiter oben "wir brauchen wirklich kompetente Leute" - wären die dann nicht auch wieder eine Art Elite? 
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 13:08
und wie bzw. nach welchen Kriterien erfolgt die Wahl der "Kompetenten"?
wie kommen diese zu ihrem Wissen? und wie die anderen nicht?
Wie werden Bildung, Gesundheit, Infrastruktur usw. finanziert? Welche Arbeit und -sformen wird es geben?
 
Calvin 26.07.2020 13:23
Parasiten? Geschenkt, ich ziehe das mit Bedauern zurück.

Was spräche z.B. dagegen, die Privatvermögen zu begrenzen (vielleicht auf 10mio Euro pro Nase, da muss keiner von Butter auf Margarine umsteigen), die Löhne und Gehälter dafür um ein Drittel anzuheben, Arbeitszeit ein Drittel zu verkürzen, die bestehenden Steuergesetze auch für Konzerne und Reiche durchzusetzen und die Staatsschulden ersatzlos zu streichen.
Regeln und Gesetze dürfen nur vom Volk vorgelegt werden und durch Volksabstimmung entschieden werden und wir halten und endlich ans Grundgesetz, das Kriege verbietet, anstatt wie derzeit verfassungswidrig an siebzehn Kriegen beteiligt zu sein. Der NATO-Austritt und Neutralität könnten dafür die Voraussetzungen schaffen.
Die Parlamente werden um 90% reduziert, Parteien verboten und wer sich zur Wahl stellt muss seine fachliche Eignung nachweisen (es reicht also nicht mehr Jurist zu sein, sondern man muss wenigstens Volkswirtschaft studiert haben, um Wirtschafts- oder Finanzminister zu werden - keine Betriebswirte als Gesundheitsminister, sondern Ärzte, eine Ingenieur als Verkehrsminister usw.). Wir bringen unser Auto ja auch nicht zur Reparatur zum Friseur oder lassen uns vom Schuster die Zähne ziehen, oder?
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 13:30
Wie soll Lobbyismus der Konzerne unterbunden werden? 
Die Macht geht vom Volke aus... aber Konzerne und Reiche gibt es weiterhin?
das hört sich für mich nach einem halbherzigen Kommunismus an.
Da wurde Machtmissbrauch auch durch Machtverlagerung in wenige Hände begünstigt. Wer kontrolliert die neuen Machthaber?
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 15:30
Ich möchte hier nur mal folgendes einwerfen,
"die Reichen" sind nicht alle reich geworden, weil sie im lotto gewonnen haben, oder geerbt haben, viele haben sich ihren wohlstand auch erarbeitet.
Und es gibt mit sicherheit mehr gescheiterte existensen, weil das geschäftsmodell nicht so gewinnbringend war, diese leute beneidet keiner, die werden belächelt.
Nicht jeder der vermögend ist, bescheisst das finanzamt, oder beutet seine mitarbeiter aus.
Es steht ja jedem selbst offen, ob er das risiko eingeht und viel geld in eine Idee oder Firma investiert, aber die leute zu enteignen, weil sie den mut hatten, finde ich jetzt auch nicht gerade gerecht.
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 15:32
Ich erkenne nicht so recht, was daran grundsätzlich besser sein soll. Es ist von der Struktur her, genau so, wie es jetzt ist. Es wird wieder eine "Elite" geben. 
Wer garantiert, dass ein Mediziner nicht genauso wirtschaftsliberal ist, wie ein BWLer? 
Ist das dann nicht letztlich "mir gefällt die Art von 'Elite' nicht, ich will eine andere"?
Ich sehe die grundlegende Systemänderung nicht.. 

Steuergesetze durchsetzen wäre mal definitiv sinnvoll. Über Kapitalbegrenzung muss ich erstmal nachdenken, ob ich das fair finde 🤔
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 15:33
Landcruiser, genau das.. Es ist ja nun nicht jeder mit Geld ein mieser kapitalistischer Ausbeuter
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 17:36
wie soll sich auch diese neue Elite bilden? Wie finanziert sie sich? von irgendwas muss sie ja leben, denn ihren eigentlichen Berufen wird keiner mehr nachgehen können. Wieviel Gehalt wird ihr zugebilligt? Von wo oder wem kommt das Gehalt? 

Dass mit den Reichen hab ich wertfrei Calvins Utopie entnommen, ohne zu unterstellen, dass sie blutgierige Manchesterkapitalisten sind 😉

Allerdings wenn es wieder zwei Klassen in einer Gesellschaft gibt - arm und reich - wie soll da sozialer Friede entstehen? Die menschliche Natur ist nicht sehr gönnerhaft ausgerichtet...
 
Calvin 26.07.2020 18:20
Wozu eine Elite? Kann das jemand erklären?
George Bernhard Shaw meinte, kein Mensch ist gut genug, Herr über einen anderen Menschen zu sein.
Ich sehe das genau so!
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 18:21
Definiere mal "Elite", sind das Leute die sich dafür halten, oder Leute, die sie dazu machen?
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 19:04
Das Wort "Elite" hast du in die Diskussion eingebracht 🤷‍♀️
Ich finde den Begriff tatsächlich schwierig, weil er in ein "wir" und ein "die" teilt. Ich empfinde das auch als eine schwierige Voraussetzung für eine Gesellschaft, aber letztlich machen diese Teilung oft die auf, die gleichzeitig laut betonen, dass sie dagegen sind.. 

Du bezeichnesr die aktuelle Regierung als Elite, aber warum sind die Beteiligten deiner vorgeschlagenen Regierung dann keine? 
Für mich ist es weder so noch so Elite. Aber wie gesagt, der Begriff kam von dir. 
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 19:07
Und in deiner Utopie gibt es doch letztlich auch eine Art "Herrscher", eine Regierung. Was ist der Unterschied? 
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 20:17
Enne, erst mal dagegen sein, aber wie es "besser" werden soll, da gibts keine Antwort,
oder den Hinweis auf ein Buch.😉
 
Calvin 26.07.2020 21:07
Es gibt keine allgemeingültige Definition für den Begriff 'Elite'. Nur der Begriff 'Machtelite' ist soziologisch klar definiert.
Die Regierung ist nicht die Machtelite, sondern die Handlanger derselben!
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 21:15
Werden die anderen Fragen auch von dir beantwortet, Calvin? zwinkerndes Smiley
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 21:21
Hm.. Nach einer allgemeingültigen Definition hab ich nicht gefragt.. 
Eine Antwort ist das nicht.. 
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 21:27
Enna, du hast recht. Selbst Wikipedia ist da ausführlicher und somit ist die Antwort nicht sonderlich aussagekräftig. Zumal es um die eigene Meinung geht. Wer starke Utopien entwirft, muss diese auch argumentativ mit eigenen Worten vertreten können.
Gerade im Meinungsaustausch besteht der Reiz, andere Gedankengänge zu verstehen.
Da sollte man sich auch respektvoll in seiner Antwort verhalten.
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 22:14
@Pankhurst, genau.
 
(Nutzer gelöscht) 26.07.2020 22:28
Jean Paul Satre sagt " Um die Menschen zu lieben, muss man stark hassen, was sie unterdrückt. Nicht wer sie unterdrückt."
Wer es sich also zu einfach macht, und aktuelle Regierungen nur als Handlanger der momentanen Machtelite sieht, denkt entweder zu kurz oder verfolgt andere Interessen.
 
Calvin 27.07.2020 00:12
Ja, sorry, ich musste erstmal einen lieben Menschen ins Bett bringen.

Die Machtelite ist selbst Opfer des Systems, dass sie habgierig und neidisch gemacht hat. Die Droge Geld funktioniert so wie jede andere Droge und der Reichtum ist durchaus erklärbar als Fluchtbewegung vor der Armut.
Es hilft doch niemandem, wenn sich durch die Gravitationskräfte des Geldes immer mehr Vermögen in den Händen immer weniger Leute konzentriert und dabei immer grössere Teile der Bevölkerung verarmen.
Es geht mir überhaupt nicht darum, eine Diskussion zu führen unter dem Paradigma 'wir hier und die da drüben', sondern um ein System, dass für alle faire Chancen und Voraussetzungen bietet. Das gilt für Ausbildung ebenso wie für Löhne und Gehälter und eben auch für die Benachteiligten, namentlich Kinder, Ältere, Behinderte, Ausländer, Andersgläubige usw..
Im Moment geht es nur zu Lasten der Fleissigen und zugunsten derjenigen, die eh schon zuviel haben und unter dem Überfluss auch nur unzufrieden geworden sind.
Der Internationalen Finanzmafia gehört aber wirklich das Handwerk gelegt! Bei Verbrechern, die aus Macht- und Habgier Gewalt anwenden, argumentiere ich durchaus auf der Basis von 'wir hier und die da drüben'. Banker, Spekulanten und Finanzjongleure sollten ihre Betätigungsfelder entzogen werden, damit sie umdenken und umschulen müssen.
 
Calvin 27.07.2020 00:45
Und Pankhurst, was ist das für eine merkwürdige Schlussfolgerung?
Die Tatsache, dass im gegenwärtigen System die Regierungen die Marionetten der Finanzmafia sind, ist weder zu einfach (noch zu schwierig) und kann weder etwas mit kurzem (oder langem) Denken oder anderen Intersessen (was immer damit gemeint sein könnte) zu tun haben, sondern einfach wahr - eine Beschreibung der Situation, nicht mehr und nicht weniger.
 
(Nutzer gelöscht) 27.07.2020 01:45
deine und nicht eine Beschreibung der Situation wohlbemerkt 😉 

Calvin, das ist ja alles schön von dir formuliert und was soll man dagegen schon sagen ... Das ist doch das, was die Leute so gern hören, besonders diejenigen, denen es momentan wirtschaftlich hier nicht gut geht. 

ich komme nochmal auf den ollen Satre zurück; du begnügst dich weiterhin mit der Abschaffung der ausübenden Handlanger aber nicht ihrer Ursachen. Wenn es keine Banker mehr gibt, gibt es auch keine Banken, sprich Kreditinstitute, mehr geben. Wer wird anstelle der Banken das Geld verwalten? Unterm Kopfkissen ohne Zinsen? 

Die Fragen, die dir gestellt wurden, beantwortest du weiterhin nicht. Aber gut, keine Antwort ist wohl auch eine Antwort. 
 
(Nutzer gelöscht) 27.07.2020 08:07
Du sagst du willst keine Diskussion führen, unter dem Paradigma "wir und die" machst es aber immer wieder auf. Und das ohne zu benennen, wer  "die" überhaupt sind. Wer ist denn diese "Machtelite"? Die Regierung anscheinend nicht, aber wer dann?
Und nur ein paar Sätze weiter teilst Du es schon wieder ein, in "die Fleißigen" und die, die "zuviel haben", was ja eindeutig impliziert, dass diese beiden Gruppen einander gegenüber stehen und keine Überschneidungspunkte haben. Das ist mir zu einfach und zu schwarz-weiß 
Das Finanzsystem ist faul, da stimme ich dir zu. Gesetze müssen durchgesetzt bzw neu geschaffen werden. Definitiv! 
Ich für mich kann ganz klar sagen, dass ich davon viel zu wenig Ahnung habe, um eine sinnvolle Alternative zum bestehenden Finanzsystem zu erdenken. 
Du scheinst Ideen zu haben, die du aber nicht konkretisierst.
Ich stimme in Pankhursts Worte ein: was kommt nach dem Banker, nach der Bank? 
Und wiederhole meine Fragen von oben: Was ist anders mit einer anderen Regierung? Was genau macht sie besser? 

Ich gehöre zu der Gruppe, die du als benachteiligt definierst - wie natürlich viele hier. Und ja, es gibt immer Verbesserungsbedarf. Ich sehe den auch und war beruflich auch in einem Bereich unterwegs, der unter anderem hier versucht hat, an Schrauben zu drehen. 
Aber die andere Seite ist eben, dass ich für mich wahnsinnig froh bin, in einem Land zu leben, in dem es ein Sozialsystem gibt. Per Definition Falle ich in Deutschland unter "Arm", aber ganz im Ernst, es ist eine äußerst komfortable Form von "Armut". 
Gerade Menschen, die früh erwerbsunfähig werden, bekommen wesentlich mehr aus den Sozialsystemen zurück, als sie einzahlen konnten. Und das funktioniert doch nur, weil es etliche gibt, die jahrelang sehr viel einzahlen. Sicher, es könnte besser funktionieren, wenn auch die ganz großen Konzerne den Steuergesetzen entsprechend einzahlen. Das ist eine Schraube an der dringend gedreht werden sollte. 
Dass das ganze System Mist ist, dem kann ich nicht zustimmen. 
 
Cosmopolitan83 27.07.2020 11:53
Enna
Dinge, Situationen und vorallem Personen zu schätzen ist schwierig.
Das Wort Zufriedenheit ist ist schon fast wie ein Fremdwort 😉
 
Calvin 27.07.2020 19:18
Ich hatte ja darauf hingewiesen, dass der Begriff Machteliten soziologisch klar definiert ist.
Es geht dabei vor allem um Besitzmacht, die Eigentümer von Medien, Industrie und Banken. Das sind natürlich auch die Gläubiger der Staaten und wie bei jedem bakrotten und hoffnungslos überschuldeten Schuldner, ist der Staat auf Gedeih und Verderb den Gläubigern ausgeliefert und auf deren Gnade angewiesen.
Dieser verhängnisvollen Konstruktion könnte man natürlich nur abhelfen, indem man Banken einfach verstaatlicht und so das Volk wieder Herr über die eigenen Finanzen wird, anstatt über die Zinsfunktion die Inhaber der Staatsschulden auf Kosten der Steuerzahler durchzufüttern. Bisher geht es eben immer auf Kosten der Fleissigen und zugunsten der Gläubiger, also der Banken, Investoren, Spekulanten und Finanzjongleure.

Volkswirtschaftlich kann man und berechnen, wie viel Vermögen ein Mensch ungefähr im Laufe seines Lebens unter den besten und glücklichsten Voraussetzungen und Umständen anzuhäufen vermag - es ist ungefähr eine Million Euro. Alles darüber hinaus muss auf Umstände und Machenschaften zurück geführt werden, die im Bereich zwischen unfair und schwerstkriminell anzusiedeln sind. Ich bin bei meinem Vorschlag einer Höchstgrenze von zehn Millionen also schon äusserst großzügig.

Zu der Frage nach einem anderen System und einer völlig anders gewarteten Regierung zwei grundsätzliche Überlegungen:

-Menschen werden leider durch Macht korrumpiert und daher müsste ein anderes System diese Menschen selbst davor schützen, zu viel Macht in den Händen von immer weniger zu akkumulieren. Die Diskurstheorie von Jürgen Habermas bietet dafür die ideale Grundlage. Es ist die erste Machttheorie der Geschichte, die Macht tatsächlich legitimieren kann, weil der Entscheidungsprozess an der Basis beginnt. Kant schrieb schon, dass der Probierstein für alles, was über ein Volk beschlossen werden kann, die Frage ist, ob das ein Volk sich wohl über sich selbst beschliessen würde. Bei Habermas müssen Regeln und Gesetze aus dem Volk selbst kommen und können nicht mehr von Oben dekretiert werden.

-Da die Wirtschaft und die Finanzen die Schlüsselstelle ist:
Zunächst muss angemerkt werden, dass Geld bei weitem der häufigste Grund für Kriminalität ist. Wenn die Mittel also bei einer Neuordnung gerechter verteilt werden, kommen die meisten Straftaten überhaupt nicht mehr vor.
Ich stelle auch den Glauben an die Möglichkeit der Anhäufung von Grundbesitz grundsätzlich in Frage. Natürlich sollten die Leute das Haus oder die Wohnung besitzen, in denen sie leben und der Bauer so viel Land, wie er - selbst (!) - bebauen kann, doch darüber hinaus haben Grundbesitzer keine positiven Funktionen und Auswirkungen.
Bereits Jean Jacques Rousseau schreibt in seinem grossen Werk 'Der Gesellschaftsvertrag': “Der wahre Begründer der Besitzgesellschaft war der erste, der es sich in den Sinn kommen liess ein Stück des Landes einzuzäunen und zu behaupten, 'Dies ist mein'. Wieviel Leid und Elend, wieviel Krieg und Mord hätte einer verhindern können, der die Pfähle ausgerissen und den Graben verschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte, 'Glaubt ihm nicht, diesem Betrüger, denn ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte des Landes allen, das Land selbst, aber niemandem gehört.'

Es geht am Ende auf die grundsätzliche Frage des Grundbesitzes hinaus, wem das Land, wo das zum Leben notwendige und die Ressourcen gefunden werden kann.
Die Tragödie der Almende lässt sich eben auf zwei Arten lösen - Verwaltung oder Privatisierung - und wir haben uns bisher immer für die Privatisierung entschieden oder, wie in der Sowjetunion, für eine gewaltvolle, (partei-) diktatorische, also mithin tyrannische Verwaltung und ich bin halt einfach dafür, endlich ein einziges Mal eine friedliche Verwaltung zu versuchen, die dem Allgemeinwohl dient.
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