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begabt und behindert zugleich (2e; twice exceptional)

begabt und behindert zugleich (2e; twice exceptional)
Hallo was denkt ihr darüber das jemand gleichzeitig geistig hochbegabt sein kann UND trotzdem mindestens eine Art Lernstörung hat? Fällt man damit letztlich ALLEN auf die Füße?

Als konkretes Beispiel mich:
Hab leider erst Ende 2012 mit 31Jahren erfahren das ich Asperger-Autist bin, im Rahmen diverser Diagnostiken ist aber auch rausgekommen das ich in einigen wichtigen Bereichen hochbegabt bin (also IQ130+; in meinem Fall zumindest Arbeitsgedächtnis, Wortschatz und fok. Aufmerksamkeit aka Konzentration). Leider habe ich auf Grund meiner eigenen Asperger-bedingten Probleme aber auch starker Probleme meiner Eltern (z.B. Ehekrach ab 1987; ich bin Jahrgang 82) zwischenzeitlich nur einen qualifizierenden Hauptschulabschuss gehabt und wurde fast während meiner gesamten Schulausbildung gemobbt, da ich halt etwas seltsam wirkte. Ich habe zwar inzw. über viele Umwege eine Fachhochschulreife sowie eine Aus- und Weiterbildung zum Systemingenieur für (IT-)Netzwerke erreicht. Jedoch nur mit enormen Aufwand und negativen Spätfolgen (Erwerbsunfähig auch wegen Asperger, aber insb. chronischer Erschöpfung).

Wegen meinem schwierigen Lebensweg, aber insb. meiner Stärken und Schwächen im Bereich Aufmerksamkeit und. meines jetzigen Zustandes (u.a starke chronische mentale wie körperliche Erschöpfung und EU-Rentner) möchte ich mich nicht als insg./"klassisch" hochbegabt bezeichnen/identifizieren, aber Autismus scheint auch hier recht schwierig zu sein

Kommentare

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perfectday 29.05.2022 22:22
Das Eine schließt das Andere nicht aus, glaube ich. Wichtig ist es mit den Stärken eines Menschen zu arbeiten und seine Schwächen zu akzeptieren.
 
Thohom 29.05.2022 23:25
Warum soll es sowas nicht geben? Bewerten sollen das Fachleute, wenn nötig, finde ich.

Was erwartest Du nun von uns hier, wenn Du das so genau beschreibst?
 
(Nutzer gelöscht) 30.05.2022 00:20
Für mich fühlt es sich so an, als würdest du einen Platz suchen, wo du dich einordnen kannst. 

Wenn dem so ist, möchte ich dir einfach sagen, dass es nur wichtig ist, wie DU dich wohl fühlst. Es braucht kein entweder-oder. 
Du kannst beide Seiten in dir haben und je nach Situation, wird die eine oder andere gefordert oder dominant sein. Ich denke, es geht darum, dich anzunehmen, so wie du bist und dort wo du vielleicht Leidensdruck hast, Hilfe zu finden. 
 
GraueMaus 30.05.2022 00:31
Die Frage von Thohom finde ich total daneben, da fehlt die Empathie.
Ich finde es sehr mutig von dir, dass du in der Öffentlichkeit dein Herz so ausgeschüttet hast. Man merkt, da hat sich viel Frust und Verzweiflung angesammelt, auch Unverständnis darüber, warum du unter Mühen eine gute Ausbildung gemacht hast und den Beruf nun nicht ausüben kannst.
Schließe den Blog bitte schnell, denn sonst kommen eventuell noch viele dumme Bemerkungen. Bei HL lese ich oft viel Blödsinn.
Es gibt sicherlich viele tausende von Leuten, die EU-Rentner/in sind und leider nicht alles machen können, was sie sich ursprünglich vorgenommen haben. Die Frage nach dem Warum kann nur Gott beantworten. Man muss lernen, sich damit abzufinden und sich freuen über das, was man noch kann. Du hast für DICH SELBST gelernt! Du hast DIR SELBST bewiesen, dass du etwas kannst! Suche dir Freunde/-innen, die auch Autisten sind, nur diese werden dich verstehen!
In meinem Wohnblock wohnt ein kleiner Autist, erst wenige Jahre alt. Die Familie kam vom Balkan hierher und spricht kaum Deutsch. Wenn die Mutter mit ihm aus dem Haus geht, rennt er im Hof wild herum und kann nur quieken. Er spricht nicht. Wenn er laut schreit, schnappt ihn die Mutter und drückt ihn ganz fest an ihren Körper. Hinter dem Block ist etwas Rasen, da hat er eine Mini-Rutsche, für die er mittlerweile schon zu groß ist und eine große Korb-Schaukel. Als er noch kleiner war, legte sich die Mutter mit ihm zusammen in die Schaukel. Jetzt nimmt sie einen Stuhl mit und setzt sich neben die Schaukel und schubst sie immer wieder an. Das ist die einzige Freude, die der Junge momentan hat. Als er noch jünger war, setzte sie ihn auf den Boden bei der Eingangstür und gab ihm ein Auto in eine Hand und rannte in den Keller, um dort etwas zu suchen oder ging in die Waschküche und nahm Wäsche aus der Waschmaschine. Wenn er oben quiekte oder schrie, rannte sie gleich wieder nach oben. Einmal passierte es, dass ich aus dem Auto stieg, zum Haus ging und die Tür aufstieß und dahinter spielte der Junge. Er erschrak sehr und weinte. Die Mutter kam gleich aus dem Keller gerannt. Ein paar Tage später setzte sie ihn wieder in der Nähe der Haustür ab. Ich ging aus meiner Wohnung und sagte: "Aber das ist doch kein Platz zum Spielen! Da können gleich wieder Leute die Haustür aufstoßen!" Aber weder die Frau noch der Sohn verstanden mich. Die Frau sagte nur "Autist". Ich beobachte sie und den Jungen öfter und mir tut das Herz weh, wenn ich an die Zukunft des Jungen denke. Aber vielleicht schafft er es so wie du! Macht eine Ausbildung und kann stolz darauf sein, etwas geschafft zu haben! Man darf die Hoffnung nicht aufgeben.
Als EU-Rentner fällt dir wahrscheinlich manchmal die Decke auf den Kopf und du trauerst wegen der nicht erfüllten Wünsche. Suche dir Aufgaben, die dich ausfüllen. Lerne noch etwas Neues, nur für dich! Auch wenn du es beruflich nicht anwenden kannst. Suche dir eine ehrenamtliche Tätigkeit. Diese darf nicht zu schwer sein, so dass du sie auch ausfüllen kannst, wenn es dir gerade nicht so gut geht. Es gibt so viele Gelegenheiten, wo man helfende Hände braucht, zum Beispiel in den Tafelläden, wo Gemüse sortiert werden muss oder Kisten mit Brot vom Auto ins Haus getragen werden müssen. Du darfst dich natürlich nicht gehen lassen und musst zuverlässig sein, sonst bist du eine Hilfsaufgabe schnell wieder los. Aber in solchen Gruppen von ehrenamtlichen Helfern kann man viele Bekannte finden!
Es soll nur eine Anregung sein. Vielleicht findest du selbst, wenn du nachdenkst, etwas ganz anderes, wo du dich einbringen kannst. Das Wichtigste ist, den Kopf nicht hängen zu lassen! Herzliche Grüße an dihc!
 
GraueMaus 30.05.2022 00:31
dich
 
GraueMaus 30.05.2022 00:33
Danke Lalope, du hast es besser formuliert als ich. Ich bin wohl zu müde.
 
(Nutzer gelöscht) 30.05.2022 00:39
GraueMaus, ich finde nicht, dass ich es besser formuliert habe. Du hast sehr viel angesprochen, dass mir nicht so aufgefallen ist. So kann er sich das nehmen, was für ihn passt. 

Aber trotzdem danke für dein Feedback 😊
 
GraueMaus 30.05.2022 00:46
Anentropia, ich habe gerade deinen Beitrag noch einmal gelesen. Mir gefällt deine schöne Ausdrucksweise! Dann ist mir noch aufgefallen, dass du dieses Jahr einen runden Geburtstag hast! War er schon oder kommt er noch? Meine Kinder sind im ähnlichen Alter, Jahrgang 80 und 84.
 
GraueMaus 30.05.2022 01:11
Anentropia, ich bin ein Dummpudel. Du hattest ja deinen runden Geburtstag schon. Das habe ich eben deinem Profil entnommen. Ich hätte erst dein Profil lesen sollen! Auch bildest du dich schon selbst weiter. Sorry.
 
Maskentanz 30.05.2022 07:35
Mein verstorbener Mann bewegte sich auch im oberen Bereich des Autismus-Spektrums. Auch er hatte eine Hochbegabung, was das Zusammenleben mit ihm sehr spannend machte. 

In sozialen Kontakten war es für ihn selbst sehr schwer, diese zu gestalten. Das hatte damit zu tun, dass er als "Sonderling" galt. Seine Möglichkeit, zu erfassen, was das Gegenüber gerade fühlt, oder sich vielleicht auch wünscht, war deutlich eingeschränkt. Das führte in der Folge dazu, dass auch er gemobbt wurde. 

In unserer Beziehung habe ich schnell gelernt, klar zu kommunizieren und nicht die Erwartung zu haben, er müsse das doch wissen/merken.

Wichtig war auch, dass er Rückzugsmöglichkeiten hatte, Zeiten der Ruhe, in denen er sich ohne Ablenkung den ihm wichtigen Dingen widmen konnte. 

Da diese Frage der Rückzugsmöglichkeit auch für mich sehr wichtig ist und ich ihn auch so lassen konnte, wie er ist, dass ich ihm liebevoll rückgemeldet habe, wenn seine Kommunikation an unseren Freunden gerade vorbeigeht, haben wir eine sehr gute Ehe geführt. Gleichzeitig konnte ich aber auch Freunden einen Hinweis geben, wie er tickt. 

Sein Leben war aber durch die Umstände dennoch schwer. Dieses sich nicht richtig gesehen fühlen, die daraus auch resultierende Zurückweisung vieler Menschen aus seinem/auch unserem Umfeld zog viel Kraft. 

Ich empfinde, dass du gut reflektiert bist und deine Lernbehinderung ist sicher ein Problem für dich. Kannst du dich dennoch auf deine Stärken besinnen? Denn die hast du auch. 

Kein Mensch ist immer perfekt. Auch ich habe eine EM-Rente, weil ich nicht mehr so sehr belastbar bin. Mir gelingen jetzt aber wieder Dinge, die vor ein paar Jahren undenkbar waren. 

Geh deinen ganz eigenen Weg - Schritt für Schritt. Dafür wünsche ich dir alles Liebe. Und ich wünsche dir Menschen an die Seite, die dich professionell unterstützen können. 
 
Thohom 30.05.2022 07:49
Tja GraueMaus, ich frage die Leute lieber, was sie sich wünschen, anstatt wild drauf los zu interpretieren oder sogar etwas zu unterstellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit sowas völlig daneben liegen kann.
 
Anentropia 30.05.2022 13:52
Vielen Dank für die Rückmeldungen Leute lachendes Smiley. Ja ich habe auch Stärken, eine davon ist Sprache allg. inkl. schriftliche Vorträge zwinkerndes Smiley
Und ja ich hatte schon meinen runden Geburtstag, aber danke trotzdem

Ich habe mir Lebensaufgaben gesucht, eine davon ist eine Selbsthilfegruppe für Erwachsene 2e-Menschen zu gründen/leiten und anderseits Vorträge für die Bildungsgruppen des Tageszentrums in dem ich regelmäßig bin zu erstellen - aktuell einen über Autismus-Spektrum-Störungen inkl dessen Ursachen, Mythen etc.
 
GraueMaus 30.05.2022 18:33
Frank, schön zu erfahren, dass du dir schon Lebensaufgaben gesucht hast. Eine Selbsthilfegruppe ist genau das Richtige! Ich wünsche dir viel Kraft für dein weiteres Leben!
 
lockedj 30.05.2022 18:43
Danke, das finde ich eine super Lebensaufgabe!
Gerade das Thema Autismus-Spektren und Asperger-Syndrom ist in
unserer Gesellschaft leider nur mit vielen Spekulationen, Mutmaßungen
und Mythen behaftet.
 
lockedj 30.05.2022 20:13
Man halte sich bitte vor Augen, dass weder das Hochbegabt-Sein,
noch Autismus an sich keine ´Behinderung´ ist!
Div. hinzukommende Einschränkungen, die lediglich zusätzlich dadurch
entstehen können, einmal außer Acht gelassen
Diese können jedoch durchaus dazu führen, dass man als ´nicht ganz normal´
bezeichnet wird, was aber immer im Auge des Betrachters liegt,
also der Sichtweise Anderer, die es aber meist nicht verstehen, weil keinerlei
Interesse besteht! 
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